Ausbildung

Ausbildung zum Rettungshund (Mantrailer)

Hallo,

ich heiße Benji und möchte euch etwas über unsere Ausbildung zum Mantrailer erzählen.

Unser  Chef, der Uwe, mein Herrchen, ist ganz schön streng, wenn es um unser Training geht. Als ich vor sechs Jahren mit meiner Ausbildung anfing, hätte ich nicht gedacht wie viel ich da lernen muss. Doch es gibt für mich nichts Schöneres als die Sucharbeit.

Wenn ich von „Wir“ spreche, meine ich damit meinen besten Freund Adrian, mit dem ich zusammenlebe und die anderen Jungs und Mädels aus der Gruppe.

Ich habe bereits im Alter von 10 Wochen angefangen meine Nase für das Suchen zu trainieren. Das hat riesig Spaß gemacht. Uwe hat für mich am Anfang so tolle Leckereien wie Käse, getrockneten Fisch und Fleischwurst versteckt. Gelegentlich darf ich auch heute noch mal eine Käsespur erschnüffeln, meistens dann, wenn der Nachwuchs der Suchhundegruppe beim Training ist.

Nachdem wir einige Male beim Training gewesen sind und sich unsere Trainer davon überzeugen konnten, dass wir für die Sucharbeit geeignet sind haben wir einen Eignungstest gemacht. Dabei wurde darauf geachtet, ob wir nicht zu schreckhaft sind,  uns nicht zu leicht ablenken lassen und vieles mehr. Natürlich musste auch ein Tierarzt seinen Kommentar abgeben, denn wir müssen für diese Arbeit gesundheitlich geeignet sein.

Doch wie das beim Mantrailing ist, gehören immer zwei dazu.

Es ist schon vorgekommen, dass ein Hund für das Mantrailing absolut passend war, der Hundeführer jedoch nicht. Das Team darf aber dann in der Freizeitgruppe der Hundeschule meines Herrchens am „Mantrailing für Jedermann“ teilnehmen. 

Ich hatte ja schon erwähnt, dass das Training ganz schön anstrengend ist, aber ich möchte nicht mit den Hundeführern tauschen. Die müssen so viele theoretische Dinge lernen, ich glaub nicht dass ich das alles behalten würde. Wetterkunde, Geländekunde und etwas über Thermik gehören zum Lernstoff für die Zweibeiner. Außerdem üben sie den praktischen Umgang mit Landkarten, Kompass, Navigationsgerät und Funkgeräten. Natürlich müssen alle Hundeführer die Erste Hilfe können und einen Kurs in Erste Hilfe am Hund absolvieren, falls uns Vierbeinern mal was passiert. Sie lernen was wir Hunde für Wesen sind, erfahren etwas über unsere technischen Daten und wie unsere Schnüffelnasen funktionieren.

Darüber hinaus üben die Menschen wie ein Geruchsmuster für uns vorbereitet wird und wie sie sich im Einsatz zusammen mit der Polizei und der Feuerwehr verhalten sollen. Sie lernen sich im Straßenverkehr gegenseitig abzusichern und noch vieles mehr. In der Regel dauert die Ausbildung der Suchhundeteams zwei bis zweieinhalb Jahre.

Es ist immer wieder aufregend, wenn wir zum Training fahren, denn nur die Trainer wissen wo es hingeht, da wir immer wieder an anderen Orten trainieren. So wird mal im Wald, an Wiesen und Feldern gearbeitet. Wir trainieren auch in Steinbrüchen, Lavagruben und Industriegebieten. Da wir keine Schönwetter-Suchhunde sind üben wir auch bei schlechtem Wetter, was ziemlich ungemütlich sein kann. Ich erinnere mich an ein Training mit peitschendem Schneeregen und Windstärke 6 und bei Dunkelheit. Natürlich arbeiten wir auch in Dörfern und Städten unsere Spuren aus. Adrian und ich haben sogar schon an verschiedenen Stellen in den Großstädten Düsseldorf, Köln und Krefeld gesucht.

Uwe lässt sich immer wieder was Neues einfallen um uns Schnüffelnasen herauszufordern und zu trainieren. Sie sagen so krumm kann man gar nicht denken, wie es im Einsatz bei einer echten Suche kommen kann. Da mein Herrchen über 20 Jahre bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst beruflich sowie ehrenamtlich tätig war, weiß er wovon er spricht. Man weiß nie was der Mensch, nach dem gesucht wird vorhat, oder ob er überhaupt weiß was er tut und wo er hinläuft. Oft sind es ältere Menschen und Kinder die gesucht werden müssen, oder Personen die sich im Schockzustand von einer Unfallstelle entfernt haben.

Damit wir wissen, wie die Feuerwehr und der Rettungsdienst arbeiten, und die Feuerwehrmänner und Frauen wissen wie wir Schnüffelnasen arbeiten und wie sie uns unterstützen können sorgt Uwe dafür, dass wir zusammen mit Feuerwehren üben können.

Das macht riesig Spaß. Vor allem lernen wir die vielen unterschiedlichen Geräusche die seltsame Kleidung und Ausrüstung der Feuerwehrleute kennen, die die Menschen schon sehr seltsam aussehen lässt und manchmal merkwürdige Geräusche von sich gibt.

Irgendwann kommt dann der große Moment, dann müssen wir zeigen was wir gelernt haben und können. Die Prüfung ist für uns nichts besonderes, da wir immer mit sehr hohen Ansprüchen trainiert werden. Wer von uns die erste Prüfung bestanden hat, darf schon Einsätze laufen. Nicht nach vermissten Menschen, aber derjenige darf zusammen mit seinem Zweibeiner nach entlaufenen und vermissten Haustieren suchen. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir lernen nämlich auch nach Tieren zu suchen, nicht nur nach Menschen. Wir können nach allen Tieren suchen die über ein Fell, Haare oder Borsten verfügen. Tiersuche ist eine tolle Sache, vor allem weil das ein supertolles Training, unter absolut realistischen Bedingungen ist. Wir wissen ja im Voraus nie wohin der Ausreißer gelaufen ist und kennen die Gegend nicht in der wir arbeiten sollen. Wir haben sogar schon in Luxemburg und in Frankreich nach Hunden gesucht. Wir können den Besitzern dann sagen wo sich ihr Tier aufhält, aufgehalten hat oder wo es sich nicht aufhält und manchmal finden wir den Ausreißer sogar. Die Leute vermuten Ihr Tier oft ganz wo anders als wir es dann anzeigen, wenn wir die Spur verfolgen. So haben wir schon ganz vielen Menschen helfen können ihre vierbeinigen Freunde wieder in die Arme schließen zu können.

Ich bin ganz stolz darauf, dass alles geschafft zu haben und kann euch sagen, es ist anfangs wahnsinnig aufregend bei einem richtigen Einsatz, mit all den großen Feuerwehrautos, Polizeiwagen und dem Polizeihubschrauber der über einem kreist, eine Person zu suchen. Doch wenn einmal die Schnüffelnase auf Suchmodus geschaltet ist, interessiert einen das alles gar nicht mehr.

So verbleibe ich mit herzlichen Nasengrüßen

Benji